Freitag, 11. Februar 2011
Das Abenteuer beginnt
Der Flug nach Delhi verläuft sehr gut. Da wir einen Nachtflug mit der Air India haben und das Flugzeug nicht ganz ausgebucht ist, dürfen Finian und Linus über je zwei Sitze liegen und schlafen. Dominik und ich staunen, dass Finian ohne Probleme die drei Sitze mit einem Inder teilt. Einmal liegt Finian auf dem freien Sitz in der Mitte, einmal sein indischer Nachbar. Die ersten ungewohnten Bilder beginnen ab der Autofahrt vom Flughafen zum Hotel Anoop in Delhi. Das bestellte Auto ist pünktlich da und wir steigen in ein kleines weisses Auto ein. Da nur zwei der Koffer im super kleinen Kofferraum Platz haben, befinden sich die anderen zwei auf unserem Rücksitz. So habe ich sowohl Finian wie auch Linus auf meinem Schoss. Nur Dominik und der Fahrer kleben nicht an der Scheibe. Bei der ersten Kreuzung ausserhab vom Flughafen müssen wir kurz anhalten. Ein kleiner Junge kommt sofort in seinen zerrissenen und dreckigen Kleidern an unser Fenster und hält direkt vor Finians Kopf die Hand hin. Er bettelt um Geld und Essen. Die Handbewegungen sind klar und sein Aussehen herzzerreissend. Finian sieht ihm entsetzt in die Augen. Er fragt mich ergriffen, warum wir nichts geben. Nachdem ich ihm erkärt habe, warum man bettelnden Kindern kein Geld geben sollte, findet er, dass er doch Taschengeld zugut hat und dieses gerne einem Kind in Not geben würde. Das war das erste direkte Erlebnis von Finian mit Armut. Auf dieser Fahrt hat er noch viele am Strassenrand lebende Inder in Dreck und Armut gesehen. Aber zum Glück auch Affen, Hunde, bunte Tempel und vieles mehr. Linus hat sich zu nichts geäussert. Mir kommt es vor, als würde er sich selbst schützen und alles um ihn herum ignorieren.
Nachdem wir uns im Hotel eingrichtet haben, geht es auf die Dachterrasse, auf welcher wir einen tollen Ausblick auf die indische Architektur und das Gewusel auf der Strasse haben. Dann geht es auf Erkundungstour auf den naheliegenden Stassen. Es wird gehupt, geklingelt und gebellt. Hier eine Rikscha, dort eine Kuh, Menschen, die uns neugierig anstarren und anlächeln. Gleichzeitig muss geschaut werden, dass man nicht in Pan-Spucke, Kuhfladen oder sonstigen Unrat tritt. Das ist Indien. Und als wir bei einem Stand mit wunderschönen Blumengirlanden für einen Tempel vorbeikommen, legt ein Inder Finian und Linus eine Blumengirlande um den Hals. Ich frage ihn, wieviel die Girlanden kosten. Er winkt mit einem breiten Lächeln ab und erklärt, dass das sein Geschenk ist. Finian kann es kaum glauben – da kommt jemand und schenkt ihm einfach eine Blumenkette. Was für ein Land!
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