Kashi – die Stadt des Lichts und die Stadt des Todes – heisst uns willkommen. Wir werden von einem Kiran-Auto vom Flughafen abgeholt und fahren ein paar Kilometer direkt hinter einem offenen Lieferwagen vollgepackt mit Indern und einer in orangefarbenem Tuch eingewickelten Leiche. Finian und Linus beobachten interessiert alles, was um sie herum passiert. Und das ist eine Menge. Die eineinhalbstündige Autofahrt durch überfüllte Strassen voller Gehupe, Tieren und Menschen macht uns recht müde und wir sind froh, als wir das ruhige im Grünen gelegene Kiran erreichen.
Wir werden von allen Seiten herzlich begrüsst. Die ersten Kinder kommen auf uns zu und Finian und Linus beginnen nach unserem Ein im schönen, kleinen Gesthaus bereist mit ein paar Kiran-Kindern zu spielen. Der Start könnte nicht besser sein!
Am Abend essen wir alle zusammen mit der rechten Hand, am Boden sitzend, mit den kleineren Hostelmädchen die übliche Reis-Dahl-Gemüse-Mahlzeit. Dieses Essen wird uns nun jeden Tag zweimal (zum Mittag und zum Abend) gereicht. Nur das Gemüse wechselt leicht ab.
In der ersten Kiran-Nacht klagt Linus über starke Bauchschmerzen. Mitten in der Nacht kommt er zu Dominik und mir ins Bett und muss dann gleich erbrechen. Ich versuche, das meiste mit der Hand aufzufangen und wecke Dominik damit er mir hilft. Er steht auf, um einen Kübel zu holen und muss gleich selbst alles erbrechen. In meiner Not stehe ich selber auf und erreiche gerade das Bad, als auch ich mich übergeben muss. Was für eine Nacht! Am nächsten Morgen fühle ich mich recht schwach und muss die ganzen Bettlaken von Hand im Kübel waschen. Ja, das Leben hier kann auch super anstrengend sein.
Wir starten nach ein paar Tagen mit der Einführung ins Schul- und Kindergartenleben für Finian und Linus. Schnell stellen wir fest, dass bereits in der Nursery (Spielgruppe) ein Stundenplan mit Lernzielen besteht. Da wir gleich mit Hindi-, Englisch-, Zahlen- und Alphabetstunden beginnen, wird mir rasch klar, dass ich wohl meine Spielgruppenphilosophie nur beschränkt einbringen kann. Aber nun heisst es erst einmal abwarten, beobachten und weitersehen.
Finian startet in der 2. Klasse und auch dort wird rasch klar, dass er dem Schulstoff nicht folgen kann. Im Rechnen werden Aufgaben wie 17 x 300 gestellt. So wechselt er am zweiten Tag in die erste Klasse und für den Englischunterricht in den 2. Kindergarten. Finian versucht sich sofort zu integrieren und macht alles super mit. Dominik und ich sind sehr stolz auf ihn!
Und ich bin auch stolz auf Dominik. Auch er wächst über sich hinaus!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen