Donnerstag, 17. März 2011

Beim Fotografen

Wenn es im Kiran keine Generatoren (Stromerzeuger mit Diesel) gäbe, hätten wir hier von früh morgens bis gegen Abend keinen Strom. Auch in der Stadt gibt es andauernd Stomunterbrüche, die manchmal Stunden dauern können. So ist es nicht ratsam, von strombetriebenen Maschinen abhängig zu sein. Ich kenne keinen indischen Haushalt, der eine Waschmaschine oder einen Kühlschrank besitzt. Alles wird von Hand gemacht.

Indien ist somit auch immer eine Reise in die Vergangenheit. Was wir bei uns nur noch im Museum bestaunen können, wird hier noch immer wie vor hundert oder ein paar hundert Jahren verwendet.

In den meisten Wäschereien wird die Wäsche noch immer mit viel Kraft auf einen Stein geschlagen, in der Sonne aufgehängt und dann mit einem Kohle-Bügeleisen gebügelt. Alle Schneider, die ich kenne, benutzen mit Fuss oder Hand betriebene Nähmaschinen. Übrigens werden diese Nähmaschinen noch heute in Indien produziert.

So ist es auch nicht erstaunlich, dass ein Fotograf, den ich bei einer Rikschafahrt entdeckt habe, noch Porträts mit einer wohl 100-jährigen Kamera schiesst. Das mussten wir natürlich ausprobieren. Der Fotograf erklärte mir mit seinen paar Wörtern Englisch, dass schon sein Grossvater und Vater damit fotografiert hätten. Er holt einen kleinen Behälter mit Entwicklerflüssigkeit hervor und steckt das Ganze in den Kasten. Auch wir durften mal in den Kasten reinschauen. Durch die Linse sieht man alles auf dem Kopf und als nach ca. 15 Minuten das Negativ vom Besitzer entwickelt wurde, so war es meinem verwöhnten 1:1-Farbbildauge kaum möglich zu entscheiden, ob es was taugt. Der Fotograf meinte aber «good» und so lassen wir uns überraschen. In zwei Wochen, wenn wir wieder in der Stadt sind, werden wir das s/w-Bild von Finian und Linus abholen. Wir freuen uns auf das Bild, und das Erlebnis, wie es dazu gekommen ist, werden wir wohl nie mehr vergessen.

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