Bei unserem dritten Varanasi-Wochenendbesuch hatten wir wieder mal grosses Glück. Auf dem Weg zu unserem Zimmer sind wir Uma begegnet. Ich habe sie vor 13 Jahren bei meinem ersten Varansi-Besuch kennengelernt. Sie ist Französin und lebt wohl schon über dreissig Jahre in dieser heiligen Stadt. Da sie noch immer Reisegruppen in Varanasi betreut, informierte sie uns, dass gleich nebenan im wunderschönen Guest House «Ganges View» ein kleines Konzert für Gäste stattfindet. Sie hat uns spontan dazu eingeladen und wir kamen unverhofft in den Genuss eines Konzerts eines der berühmtesten indischen Surbahar-Spielers. Sein Name ist Pandiji. Wir sitzen auf dem Boden und hören dem langsam anfangenden Drupad-Spiel zu, das sich während einer halben Stunde langsam steigert. Finian ist ganz fasziniert von dem aussergewöhnlichen Instrument, dem anmutigen und stolzen Künstler, den ungewohnten Klängen und der wunderschönen ruhigen Stimmung. Linus wurde so relaxt, dass er eingeschlafen ist.
Vor 13 Jahren habe ich 14 Tage im «Ganges View» verbracht. Dazu kommt noch, dass die zwei riesigen Bilder, die wir zuhause im Wohnzimmer haben, hier gemalt wurden. Shashankji, der Besitzer vom «Ganges View», hat uns sogleich erlaubt, dass wir am nächsten Tag bei ihm frühstücken dürfen (sonst nur für Hotelgäste) und Finian mit dem Maler auf der Dachterrasse malen darf. Er meinte, dass wir Freunde des Hauses und daher sehr willkommen seien. Das ist wieder sehr indisch: Vor 13 Jahren habe ich mal dort logiert und es ist ihm klar, dass wir nebenan in der superbilligen Anami Lodge hausen, trotzdem sind wir Freunde des Hauses!
Am nächsten Tag sind wir gleich rüber und genossen ein wunderbares Frühstück mit Kännli und Servietten. Dann kam der Hausmaler und sein Enkel, der bei ihm in der Lehre ist. Finian bekam ein Blatt und die Anweisung, einen Arm und einen Fuss abzumalen. Das hat er dann auch super hingekriegt. Dann wollte er aber lieber eines der schönen indischen Gemälde an der Wand abmalen. Wenn er beim Künstler in der Lehre wäre, dann würde er wohl jahrelang erst Details abmalen, bevor er sich an grosse Bilder wagen dürfte. Aber es hat Finian grossen Spass gemacht. Nun weiss er, wer unsere Bilder gemalt hat und wo sie entstanden sind. Er wird sie wohl in Zukunft mit anderen Augen sehen.
Varanasi, die Stadt der Tempel. Man braucht nur ein wenig rumzuschlendern – sofort steht man wieder vor einem Tempel. Wir beobachten immer wieder, wie die Hindus ihre Rituale zelebrieren. Man bringt Blumen, Wasser von der Mutter Ganga, Süssigkeiten, Milch und bestimmte Gräser und Blätter. Jeder Gott wird an einem bestimmten Wochentag speziell gewürdigt. Samstag ist Hanumantag. So sind wir also auch in den Affentempel gegangen (Hanuman ist ein Affe). Klar, dass es in diesem Tempel viele Affen gibt, die von den Tempelbesuchern gefüttert werden. Leider darf man keine Kamera mitnehmen. So bleibt uns einfach die schöne Erinnerung und das Thika auf der Stirn.
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