Mittwoch, 30. März 2011

Sarnath

Sarnath ist nach Bodh Gaya der zweitwichtigste Ort für einen Buddhisten. Buddha hielt an diesem Ort seine erste Rede. So wurden rund um die Stupa, wo er seine erste Rede gehalten hat (siehe unten), Tempel und Klöster aus allen wichtigen buddhistischen Ländern gebaut. Man kann somit architektonische Prachtbauten aus Japan, China, Sri Lanka, Tibet, Thailand, Korea und Myanmar bewundern und natürlich die vielfältigen Darstellungen von Buddha.



Das Erstaunliche ist, dass Sarnath inzwischen mit Varanasi zusammengewachsen ist. Der heiligste Ort der Hindus ist mit dem zweitwichtigsten Ort der Buddhisten verschmolzen. Und das Ganze haben wir als Christen zusammen mit unserem Tuktuk-Fahrer Raju, der Hindu ist, und unserem islamischen Lieblingsschneider Maibu besichtigt. Auf allen meinen Indienreisen habe ich immer unglaublich viel Toleranz zwischen den Religionen erlebt. Dass es bei 1.2 Milliarden Menschen in Indien ein paar Spinner gibt, ist natürlich nicht vermeidbar. Trotzdem könnten die Schweizer betreffend Toleranz hier einiges dazulernernen.




Als wir in einem der zwei tibetischen Tempel waren, wurde uns gesagt, dass der 17. Karmapa im Tempel anwesend sei und bald herauskommen werde, um den Pilgern den Segen zu geben. Er ist nach dem Dalai Lama das wichtigste geistliche Oberhaupt der Tibeter. Das darf man sich natürlich nicht entgehen lassen. Und so sind auch wir zwischen den Mönchen und einigen westlichen Anhängern mit einem weissen Segnungstuch gestanden und haben auf den Lama gewartet. Linus musste natürlich wieder mal ein riesen Geschrei machen, weil wir nur ein Tuch hatten und er eines alleine wollte. So kam ein sehr junger Mönch (vielleicht 13 Jahre alt) auf ihn zu und hat ihm seines gegeben, obwohl für diesen Mönch die Segnung wohl einer der wichtigsten Momente seines Lebens ist. Dieser Mönch hat die buddhistische Lehre bereits verstanden - Linus muss noch daran arbeiten!




Jedenfalls kam es leider doch nicht zu der Segnung. Der Lama erschien ganz kurz auf dem Dach und hat wohl mitgeteilt, dass er erst in zwei Stunden kommen werde. So sind wir ohne Segen, aber sehr glücklich und sehr müde, von den vielen tollen Eindrücken zurück an den Assi-Ghat gefahren.

Nein, nicht ganz. Unterwegs hat uns Maibu noch zu sich in seine Wohnung eingeladen. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern (man sieht sie auf dem Bild, wo Linus im Sand eingegraben ist) in einem Raum, der ca. 6 m2 gross ist. In diesem wird geschlafen, gekocht und geschneidert. Im Nebenraum, der auch nicht grösser ist, leben seine Eltern. Wenigstens haben sie eine eigene 3-m2- Toilette, in der man aber leider nicht stehen kann, da sie unter einer Treppe eingebaut ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen